Anmerkungen zum Programm

 

Der Frühling hält Einzug, und mit ihm das "1. Festival des spirituellen Films Zehlen­dorf". Am ersten April-Wochenende, von FR 7. APRIL bis SO 9. APRIL 2017, zeigen wir vorab und in Kooperation mit dem BALI KINO (S Zehlendorf) alle neun Filme, die am letzten April-Wochenende (FR 28.04.–SO 30.04.2017) im City Kino Wedding zu sehen sein werden – dort als 9. Festival des spirituellen Films Berlin.

 

Die Idee, im Berliner Süden eine Art Festival-Preview zu organisieren, kam uns, nach­­­dem im vergangenen Jahr ein paar Leute aus dem Publikum da­rüber geklagt hatten, dass (mit dem Umzug des Festivals vom Gotischen Saal in Kreuzberg ins City Kino Wedding) der Weg zu uns nun sooo weit sei. (Dabei braucht die U6 von der Friedrichstraße bis zum U-Bahnhof Reh­berge gerade ein­mal zehn Minuten und ab dort sind's nur noch ein paar Schritte; doch dies nur am Rande.) Kaum hatten wir den Gedanken zu Ende gedacht, ging auch schon alles Schlag auf Schlag: Kraft Wetzel stattete Helgard Gammert in ihrem BALI Kino einen spontanen Besuch ab, trug ihr unser Anliegen, unsere Idee vor und lan­de­te damit in weit offenen Armen. Es kam uns fast so vor, als hätte sie bereits auf uns gewartet … It's a magic world!

 

Kurz und gut: Auch im BALI Kino werden drei Tage lang je drei Filme auf dem Pro­­gramm stehen, außerdem gibt's eine Sonntagsmatinée, die mit einer Live-Per­for­­mance des schamanischen Klangheilers Manuel Breuer beginnt. Hiermit folgen wir einem Wunsch von Helgard Gammert, der wir für diesen Termin eine 'Carte blanche' angeboten hatten. Sie hat sich den wunderschönen und berührenden Film Wie Brüder im Wind gewünscht – und dazu einen echten Schamanen …

 

Im Mittelpunkt des Festivals steht Eckart Tolle. Seit seinem Weltbest­seller "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart" ist er zum ungekrönten König der spirituellen Szene avanciert. 2015, zu seinen letzten drei Live-Auftritten im deutschen Sprach­­raum, kamen knapp 8.500 Besucher*innen. Völlig zu Recht. Denn keine*r unter den der­­zeit aktiven Weisheitslehrer*innen des Westens bringt den Kern­bestand so gut wie aller spi­rituellen Wege so klar, so präzise, so heiter und dazu auch noch so witzig auf den Punkt wie er. Deshalb haben wir auch gleich zwei neue Tolle-Filme ins Programm genommen: Wirkliche Verände­rung beginnt in Dir und Bewusstsein wächst durch Herausforderungen.

 

Spirituelle Lehrer*innen lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: die, die zu uns kommen, und die, zu denen wir kommen müssen. Es gibt Wanderprediger wie Eckart Tolle, die kurz auftauchen, nur um gleich wieder zu ver­schwinden, über deren Privatleben wir so gut wie nichts erfahren. Und es gibt die Ortsfesten, die es sich irgendwo eingerichtet haben und ihre Schüler*innen einladen, ihr Le­ben mit ihnen zu teilen, oft wochen-, monatelang.

 

Die einen wirken durch's Außerordentliche, durch die Brillanz ihrer Sätze, den überwältigenden Charme ihrer Gesten. Die anderen wir­ken eher durch's Ge­wöhn­­liche, Alltägliche, indem sie auch profane Verrichtungen, auch beiläufige Be­mer­kungen mit ihrer unbedingten, manchmal auch gnadenlosen Klarsicht und Prä­senz aufladen.

 

Zu denen gehörte die im Frühjahr 2015 ver­storbene Ruth Denison, die Grande Dame der Vipassana-Meditation in den USA, die am Rande der kalifornischen Mojave-Wüste ein kleines Meditationszentrum betrieb. Alek­sandra Kumorek hatte das Glück, den ersten und nun leider auch letzten Film über sie und ihren Platz, 'ihre' Wüste drehen zu können: Ruth Denison: Der lautlose Tanz des Le­bens. Wir zeigen ihn am Samstagabend und freuen uns auf das an­schlie­ßende Gespräch mit ihr und ihrer Cutterin Bettina Blickwede.

 

Es geht hoch hinauf bei unserem Festival: Kommen Rühr­ge­räte in den Himmel? fragt schon der Eröffnungsfilm. Für uns ist dieser zuckersüße Film-Essay von Rein­hard Günzler die Überraschung des dies­­jäh­rigen Festivals. Denn erstens wurde er in Suhl / Thüringen produziert, woher man als Berliner*in allen­falls Bernd Höckes Nazi-Rhetorik, aber ganz gewiss keinen spi­ri­tuellen Film er­wartet. Und zweitens ist er nicht nur so leichtfüßig und witzig, wie es sein Titel verspricht, er hat es auch faustdick hinter den Oh­ren.

Er wirft nämlich die Frage auf, ob nicht auch die 'toten' Dinge, die Gerätschaf­ten um uns herum dasselbe Recht haben, das wir inzwi­schen Tieren und Pflan­zen zu­er­kennen: das Recht, ihr Leben in Würde zu Ende zu leben – statt beim klein­sten Defekt auf den Müll geworfen zu werden. Haben vielleicht auch Dinge eine Seele? Eine Antwort aus dem Film: Ja, haben sie – aber die zeigt sich nur, wenn nicht nur wir etwas mit ihnen machen, sondern wenn wir den Dingen erlauben, auch etwas mit uns zu machen.

 Usch Schmitz & Kraft Wetzel
Nirwana Events, Berlin-Wedding