SO 30.04.2017 / 14:30 Uhr
gottes zerstreute funken –
jüdische mystik bei paul celan
"Paul Celan (1920–1970) ist einer der großen deutschen
Dichter des letzten Jahrhunderts. Seine Eltern kamen im Holocaust ums Leben, er selbst war als junger Mensch im Arbeitslager. Seine Dichtung greift das Unheimliche auf, das uns aus der Welt
entgegentreten kann.
Celan befasste sich mit der jüdischen Mystik. Er fand dort Bilder, die ihn faszinierten. Sie berichten von einem Gott, der sich bereits zu Beginn der Schöpfung zurückgezogen hat, um seinen
Geschöpfen die Freiheit zu gewähren. Allerdings war sein Licht noch so stark, dass die ersten Seinsformen, die nach einem eigenwilligen Weg strebten, in Millionen von Splittern und Funken
zersprangen. Die 'Gefäße' zerbrachen, und nach wie vor irren die Splitter und Funken des
Ursprünglichen durch die Welt. Unsere Aufgabe könnte darin bestehen, sie in einem Rettungsakt
('Tikkun') einzusammeln und neu zusammenzusetzen. Dem wollte Paul Celan mit seiner Poesie dienen, die nicht nur das Tragische, Dunkle, Ausweglose zeigt, sondern an den Scherbenrändern der Welt
die Restfunken aufblitzen lässt: in der Liebe, in der Natur, in der Sehnsucht, in der Beschwörung des Lebens als ewigem Geheimnis." (Rüdiger Sünner)
Biographischer
Film-Essay von Rüdiger Sünner.
Deutschland 2016. 67 min.
anschließend Gespräch mit
dem Berliner Filmemacher rüdiger sünner, der sich nach Rudolf Steiner ("Abenteuer Anthroposophie"), C.G. Jung ("Nachtmeerfahrten"), Dorothee Sölle ("Mystik und Widerstand") und Joseph Beuys ("Zeige deine Wunde") nun einem weiteren modernen Mystiker gewidmet hat