Anmerkungen zum Programm

 

Der Frühling hält Einzug, frisches Grün sprießt, und wir freuen uns auf einen runden Geburts­tag: Unser »Festival des spirituellen Films Berlin« wird in diesem Jahr zum 10. Mal stattfinden. An allen drei Tagen stehen je vier Filme auf dem Pro­gramm und wie immer gibt es nach jeder Vorführung genug Zeit für Ge­spräche mit kompetenten Gästen und untereinander – sei es im Kino, im Neben­raum für die Nachgespräche oder in dem hellen Foyer mit ausge­suchten Ständen und vegetarischen Köstlichkeiten, sei es um die Ecke im weitläufigen und er­staun­lich stillen Volkspark Rehberge.

In diesem Jubiläumsprogramm möchten wir wenigstens einigen (der vielen) Per­­sönlichkeiten unsere Referenz erweisen, die uns im Laufe der Jahre ans Herz ge­­wachsen sind.

Natürlich musste Eckart Tolle, der im Februar 2018 seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, mit einem neuen Film dabei sein: »Entdecke deine
innere Tiefe« heißt die Doku­­mentation eines Vortrags, mit dem Tolle im Herbst 2015 die Hambur­ger*in­nen beglückt hat. Seit seinem Weltbestseller »Jetzt! Die Kraft der Gegenwart« ist der Deutsch-Amerikaner im trügerisch beiläufigen Olaf-Schubert-Look einer der an­ge­se­hensten Weisheitslehrer des Westens. Völlig zu Recht: Denn keiner bringt den Kern­bestand so gut wie aller spiri­tu­el­len Wege so klar, so präzise, so heiter und dazu auch noch so witzig auf den Punkt wie er.

Auch Thich Nhat Hanh durfte nicht fehlen: Von keinem buddhistischen Lehrer haben wir mehr gelernt, keinem sind wir näher gekommen – vor allem na­tür­lich während seines allerersten Berlin-Besuchs im Jahr 2000, zu dem wir ihn ein­ge­laden hatten, und bei seinem Auftritt in der überfüllten Gethsemanekirche im Prenz­lauer Berg. Wir zeigen mit »Walk with me« eine britische Doku­men­ta­tion aus dem Jahr 2017: nur am Rande ein Film über Thay, viel­mehr eine detail­scharfe und überaus liebevolle Studie des Lebens in Plum Village, seiner klöster­­lichen Gemeinschaft im Süden Frankreichs.

Dorothee Sölle durfte ebenfalls nicht fehlen. Die immer noch weltweit be­kann­teste protestantische Theologin war bekennende Mystikerin, »Mystik und Wider­stand« ihr wichtigstes Buch. Schon deshalb, aber auch ihres friedenspolitischen Engage­ments wegen war sie ihr Leben lang Stachel im Fleisch der Kirche.

Wir nehmen ihren 15. Todestag zum Anlass und zeigen »Buddha im Reich Gottes«, unsere Dokumen­tation über ihre erste (und einzige) Begegnung mit dem viet­na­mesischen Zen-Meister Thich Nhat Hanh, den Dorothee Sölle ein Leben lang verehrt (und häufig zitiert) hat.

 

Martin Luther King hatten wir nicht auf dem Zettel. Doch als wir vor kurzem »Selma« sahen, eine US-amerikanische Filmbiographie von Ava DuVernay aus dem Jahr 2014, war uns sofort klar, dass wir Martin Luther King als spirituelle Persönlichkeit bis dato völlig unterschätzt hatten. Aus Anlass des 50. Jahres­tages seiner Ermor­dung möchten wir dem afroamerikanischen Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger ein special memorial screening widmen.

 

Martin Luther King war nämlich nicht ein politi­scher Aktivist, der außerdem noch Pfarrer war. Sondern er war ein baptistischer Pfarrer, der aus der Mitte seines Glaubens heraus agierte. Dass und wie Gott in den Schwachen stark sein kann, in den tagtäglich Gedemütigten: Martin Luther King – grandios und herzer­wei­chend gespielt von David Oyelowo – führte das mit unerschütterlicher Gerad­linig­keit vor.

 

Letztlich ist auf Dauer gegen Güte kein Kraut gewachsen: Er wusste das, und unter allem drunter wissen wir das auch. Es geht nur gewaltfrei, es geht nur mit Liebe, es geht nur in Güte: So könnte man die Message auf den Punkt bringen, die Martin Luther King Tag für Tag vorgelebt hat.

 

Dagegen wird gerne eingewandt, das seien zwar hehre und schöne Ziele, der Mensch sei aber nicht so. »Homo homini lupus«, der Mensch ist des Menschen Wolf, jeder für sich und Gott gegen alle, der Rest sei doch nur ein bisschen auf­ge­schminkte Zivilisationstünche.

 

Wie sind wir eigentlich? Wie sind wir am Anfang, in den ersten Jahren, bevor die Zivilisationsmaschine ihre Arbeit an uns getan hat? Kooperativ oder ego­is­tisch? Das sind die Fragen, mit denen sich der französische Filmessay »Die Re­vo­lution der Selbstlosen« sorgfältig und kompetent aus­einandersetzt. Er kommtwie der deutsche Titel ja schon frohgemut hinausposaunt – zu für uns alle überaus erfreulichen Ergebnissen.


Usch Schmitz & Kraft Wetzel

NIRWANA EVENTS